Grüner Star (Glaukom)

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Glaukom betrifft 2% der Bevölkerung im Alter von über 40 Jahren und 4 % im Alter von 80 Jahren, ist aber nach wie vor schwierig rechtzeitig zu diagnostizieren, da es in den frühen Stadien im Wesentlichen symptomlos ist und das periphere Sehen schädigt (vergl. die Graphik nach Daten von Kapetanakis et al, Br.J.ophth. 2016). Während das Glaukom aufgrund der zunehmenden Alterung der Bevölkerung ein zunehmendes Problem darstellt, gibt es eine Reihe vielversprechender neuer Entwicklungen bei der Diagnose, Behandlung und Prävention.
Die Entwicklung des Grünen Stars (Glaukom) ist ein kontinuierlicher Prozess. Je früher man ein Glaukom feststellt, desdo früher kann man sein Fortschreiten stoppen oder verzögern. Die meisten Glaukome werden durch eine Glaukomvorsorge entdeckt und "herausgefischt".

Stille Gefahr für das Augenlicht: über 50% aller Glaukome werden zu spät erkannt

Es tut nicht weh, macht keine roten Augen, keine Sehstörungen und ist gerade deshalb so heimtückisch: das Glaukom! Der "Grüne Star" schädigt den Sehnerv irreparabel und kann zur Erblindung führen.

Das Glaukom wird oft zu spät erkannt. Beschwerden wie Gesichtsfeldausfälle treten erst im Spätstadium auf, davor kommt es zu keinen merkbaren Symptomen. Auch die Sehschärfe nimmt anfangs nicht ab. In 90 Prozent der Fälle wird das Glaukom durch die Glaukomvorsorge festgestellt, die Patienten gehen wegen ganz anderer Beschwerden zum Augenarzt. Nur durch die Glaukomvorsorge kann das Glaukom rechtzeitig entdeckt werden.

Fazit: Da der Grüne Star in den frühen und mittleren Stadien keine Sehstörungen aufweist, werden viele Glaukome ohne regelmäßige Glaukomvorsorge noch immer viel zu spät festgestellt.

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Augeninnendruckmessung (Applanationstonometrie nach Goldmann)

Wie häufig ist das Glaukom?

Das statistische Risiko an einem Glaukom zu erkranken steigt vom 40. Lebensjahr (von 0,5 - 2%), auf 3 % bei den über 60-Jährigen und auf ca 4% bei den über 80-Jährigen. Das Auftreten der okulären Hypertension (erhöhter Augendruck ohne Glaukom) ist zehnmal höher und beträgt ca. 6 - 8% jenseits des 45. Lebensjahres.

Erhöhte Risiken

Schwarze Hautfarbe bedingt ein vierfach erhöhtes Erkrankungsrisiko im Vergleich zur gleichaltrigen weisser Rasse. Wenn einer der Eltern an Glaukom leidet, ist das Erkrankungsrisiko doppelt so hoch. Bei Erkrankung einer der Geschwister ist das Risiko, selbst an einem Glaukom zu erkranken, viermal so hoch. Kurzsichtige haben ein 2 - 3-fach erhöhtes Erkrankungsrisiko.

Die Entwicklung des Grünen Stars ist ein langsamer, kontinuierlicher Prozess, wie die obere Graphik zeigt. Oft, aber nicht immer, liegt ein zu hoher Augeninnendruck vor und der Sehnerv ist auffällig ausgehöhlt. Die einfache Glaukomvorsorge berücksichtigt nur den Augeninnendruck und ob der Sehnerv auffällig ausgehöhlt erscheint. Oft sind weitere Untersuchungen wie die Pachymetrie (Messung der Hornhautdicke) oder eine Nervenfaseranalyse mit dem OCT anzuraten, besonders bei großen Sehnerven (Makropapille), kleinen Sehnerven (Mikropapille) oder schrägem Sehnerveneintritt (Tilded disc).

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Normaler und glaukomatöser Sehnervenkopf (Papille).

Risikofaktoren für die Entwicklung eines Glaukoms (Grüner Star)

  • Höheres Lebensalter
  • hoher Augeninnendruck
  • dünnere zentrale Hornhautdicke
  • größere Aushöhlung des Sehnervkopfes (Papille)
  • Blutungen am Papillenrand
  • Myopie
  • Quelle: European Glaucoma Prevention Study

Augendruck erhöht = Glaukom?

„Manche Patienten entwickeln trotz hoher Druckwerte keine Sehnervenschädigung, also kein Glaukom, während bei anderen schon normale Druckwerte ausreichen, um eine glaukomatöse Optikus-Atrophie zu erzeugen (Normaldruckglaukome). Das bedeutet, ob ein individueller Patient ein Glaukom entwickelt oder nicht, hängt von zwei Tatbeständen ab: von der Regulation des Augendrucks und von der Vulnerabilität (Empfindlichkeit) der Papille (Sehnervenkopf) für Glaukomschäden, welche von mehreren, individuell unterschiedlichen pathogenetischen Faktoren beeinflusst wird.“ (Dr. U. Schlötzer-Schrehardt, Augenklinik der Universität Erlangen-Nürnberg).
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Risikofaktoren für das Fortschreiten eines Glaukoms (Grüner Star)

  • höheres Alter
  • hoher Augeninnendruck
  • Exfoliationssyndrom
  • kardiovaskuläre Erkrankungen (KHK)
  • dünnere zentrale Hornhautdicke
  • niedriger systolischer Blutdruck
  • nicht eingehaltenes Tropfschema der Augentropfen

  • Quelle: Early Manifest Glaucoma Trial

Wie diagnostiziert man ein Glaukom (Grüner Star)?

  • Augeninnendruckmessung
  • Untersuchung des Sehnerven (Aushöhlung vorhanden?)
  • Gesichtsfeldmessung (Perimetrie)
  • Pachymetrie (Hornhautdickenmessung)
  • OCT

Um den Prozess im frühen Stadium zu entdecken, empfiehlt der BVA (Berufsverband der Augenärzte Deutschlands) und die DOG (Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft) die Glaukomvorsorge ab dem 40. Lebensjahr. Zur Glaukomvorsorge gehört die Augeninnendruckmessung und die Untersuchung des Sehnervenkopfes. Die Augeninnendruckmessung erfolgt entweder applanatorisch (Tropfanästhesie, blaues Kobaltlicht) oder mit einem Non-Contact-Verfahren elektronisch). Um bei Augendruckwerten im Grenzbereich den exakten Druck zu ermitteln, empfiehlt es sich in vielen Fällen, eine Bestimmung der Hornhautdicke (Pachymetrie) durchführen zu lassen.

Im OCT erkennt man die frühesten Stadien des Glaukoms

Um die frühesten Glaukomzeichen oder Zeichen der Progression zu finden, sollten die vulnerablen (verwundbaren) Gewebe analysiert werden, nämlich sowohl die Ganglienzellschicht, als auch die Nervenfaserschicht vor den Sehnerven. Das geschieht mit dem OCT.

Nervenfaseranalyse im OCT

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Normale altersentsprechende Nervenfaserschicht-Dicke
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Verdünnte Nervenfaserschicht beim Glaukom

Die frühesten messbaren Schäden lassen sich heute mit der Ganglienzellanalyse und der Nervenfaseranalyse im OCT nachweisen. Jede Ganglienzelle erhält von den Photorezeptoren das erste Lichtsignal und schickt es über eine Nervenfaser zum Sehnerven. Dort werden die 1,1 Millionen Nervenfasern gebündelt und zum Gehirn in das Sehzentrum geleitet. Erste Schäden an den Ganglienzellen und an den Nervenfaserbündeln lassen sich im OCT wesentlich früher als Gesichtsfeld-Ausfälle (Perimetrie) feststellen. Da sich 50% aller Ganglienzellen in der Makula befinden, eignet sich die Ganglienzellanalyse dort hervorragend zur Früherkennung des Glaukoms und zur Unterscheidung von Nicht-Glaukom.

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gegenüber der Altersgruppe deutlich verminderte Ganglienzellzahl